Thomas Hieke, «Das Alte Testament und die Todesstrafe», Vol. 85 (2004) 349-374
Rather than understanding the Old Testament sanction
tmwy twm ("he shall surely be put to death") as a
death penalty edict, one should see it as a parenetic warning. Comparing the
verses which contain mot yumat with the few references to death sentences
and executions, it is to be doubted whether this condemnation was indeed
applicable. The ‘death edicts’ are therefore not ‘law,’ but divine dicta
functioning as deterrents. They formulate things that should not happen under
any circumstances. Hence, they underscore the most important ethical and cultic
maxims.
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kann dabei z.B. aus einem Partizip bestehen, das durch einen weiteren
Satz (etwa einen Relativsatz) fortgeführt werden kann: «Wer einen
Menschen schlägt, und (so dass) der stirbt, …» (tmw çya hkm Ex 21,12).
Damit stehen diese sogenannten “Todesrechtssätze†oder besser: mot-
Sätze (12) zwischen dem “kasuistischen†und dem “apodiktischen†(13)
Recht (auch Prohibitivrecht genannt). Statt die mot-Sätze in eine der
beiden Rechtsformen einzuordnen, erscheint es sinnvoller, eine
gesonderte Kategorie anzusetzen (14). In sprechakttheoretischer
Hinsicht sind die mot-Sätze “Todesdeklarationenâ€. Ein deklarativer
Sprechakt schafft — meist in einem institutionellen Rahmen — eine
neue Wirklichkeit bzw. gültige Tatsachen. Mit den mot-Sätzen wird
deklariert, dass derjenige, der gegen ein im Prohibitivrecht ausge-
drücktes Verbot verstoßen hat, unentrinnbar dem Tode verfallen ist (15).
Damit basieren die mot-Sätze auf einem normierten Rechtsverhältnis
zwischen bestimmten Taten und der Todessphäre. Sie sind kein Straf-
recht im engeren Sinne, das Tatbestände und Strafen in verschiedenen
Graden miteinander verknüpft und mit direktiven Sprechakten
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kommt, stehen gleiche oder ähnliche Übersetzungen. “Môt yûmat war den
Ãœbersetzern also nicht als feststehende Formel bekanntâ€: V. WAGNER,
Rechtssätze in gebundener Sprache und Rechtssatzreihen im israelitischen Recht
(BZAW 127; Berlin – New York 1972) 22.
(12) Die Bezeichnung mot-Satz wird im Folgenden verwendet, da sie bei der
formalen Gestalt (Infinitivus absolutus) ansetzt. Der Begriff “Todesrecht†ist
dagegen mit zahlreichen inhaltlichen Vorentscheidungen belastet. — Zur
formalen Analyse der mot-Sätze vgl. u.a. H. SCHÜNGEL-STRAUMANN, Tod und
Leben in der Gesetzesliteratur des Pentateuch (Bonn 1969) 96-111.
(13) Vgl. A. ALT, “Die Ursprünge des israelitischen Rechts†[1934], Kleine
Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (München 41968) I, 278-332. Zur
Kritik an Alts zeitbedingter (1934!) Sichtweise vgl. u.a. GERSTENBERGER, “Divine
Threatsâ€, 43, 60; ID., “‘Apodiktisches’ Recht? ‘Todes’Recht?â€, Gottes Recht als
Lebensraum. Festschrift H.J. Boecker (Hrsg. P. MOMMER u.a.) (Neukirchen-
Vluyn 1993) 7-20.
(14) Vgl. SCHULZ, Todesrecht, 83. — Zur Diskussion vgl. u.a. auch K.-J.
ILLMAN – H.-J. FABRY, “tWm mût¯ II-Xâ€, TWAT IV, 779-780; E.S. GERSTENBERGER,
“Apodictic Law? Casuistic Law? Sacred Law? The Quest for Everlasting Norms
and the Inadequacy of Legal Terminology in Biblical Studiesâ€, Los caminos
inexhauribles de la Palabra. Festschrift J. Severino Croatto (Hrsg. G. HANSEN)
(Buenos Aires 2000) 140.
(15) H. GRAF REVENTLOW, “Sein Blut komme über sein Hauptâ€, VT 10 (1960)
311-327, und KOCH, “Spruchâ€, 402, gehen von einer Fluchformel aus. BOECKER,
Redeformen, 144-145, wendet sich dagegen. Für K. Koch und E.S. Gerstenberger
(“Divine Threatsâ€, 45-47) ist das Ausrufen des mot-Satzes keine Strafe im
juristischen Sinn.