Erasmus Gass, «Jahwe oder der Perserkönig? Intertextuelle und semantische Studien zu Jes 40,10», Vol. 92 (2011) 503-527
Due to the chosen vocabulary and to intertextual connections, Isa 40,9-11 hint covertly at the Persian king who is responsible for the political turmoil that also affected the Babylonian Gola. The Persian king is characterized as a triumphant warrior (V. 10) and a caring shepherd (V. 11). Since Cyros administers the duties of a shepherd in Isa 44:28, he might be the one who acts on behalf of Yahweh here.
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wie nach Ez 29,19-20 Ägypten Lohn und Ertrag für den Neubaby-
lonier Nebukadnezar gewesen ist.
Darüber hinaus ist auszuschließen, dass in Jes 40,10 die Rück-
kehr der Exilierten aufgrund einer angeblichen Parallele zu Jer
31,16 angedeutet sei. Eine solche Heilsperspektive habe Jahwe in
Jer 31,16 der um ihre Kinder trauernden Stadt Rama angekündigt 66.
Allerdings werden in Jer 31,16 die beiden Lexeme rk#& und hl(p
nicht auf gleiche Weise wie in Jes 40,10 gebraucht. Vielmehr sagt
Jahwe in Jer 31,16 den rk#& “Lohn†für die aufgebrachte hl(p
“Mühe†zu. Eine intertextuelle Verbindung beider Verse verlangt
demnach zu viel von den beiden Textstellen 67. Es geht in Jer 31,16
nämlich um den Lohn für die aufgewendete Mühe, die mit einem
Befreiungshandeln verbunden ist.
5. Zusammenfassung
Ausweislich der verwendeten Lexeme spricht alles eher für einen
menschlichen Akteur, der als Starker kommt, dessen Arm für Jahwe
herrscht und dem dann Lohn sowie Ertrag zufällt. Auch wenn hier
nicht explizit der Perserkönig genannt wird, spricht die Wortwahl
eher gegen die direkte Zuschreibung dieser Dinge zu Jahwe, der
freilich hinter den Ereignissen steht. Dieses Ergebnis wurde an-
gesichts der Verwendungsweise der Lexeme vor allem im Jesajabuch
erzielt und ist damit aufgrund des Ideolekts aussagekräftig.
In gleicher Weise ist eine Verbindung mit einem erneuten Exo-
dus der babylonischen Gola hinfällig. Der Lohn/Ertrag kann näm-
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Demgegenüber sieht HÖFFKEN, Jesaja, 40 einen Bezug zum folgenden
V. 11, was allerdings wenig überzeugt: “im Licht der Fortsetzung mag man
durchaus an den Arbeitslohn eines Hirten denken, denn der Ertrag ist nicht nur
‘mit ihm’, sondern er geht ‘vor ihm her’. Das ist eher der Welt des Hirten ab-
geschaut als der des siegreichen Kriegersâ€.
66
BERGES, Jesaja 40-48, 113 sieht hier aufgrund dieser angeblichen Pa-
rallele das Rückkehrszenarium aus der Babylonischen Gola vorsichtig ange-
deutet. Er vermutet außerdem im Rahmen seiner diachronen Schichtung der
Deuterojesajaschrift, dass der Prolog der Zeit des Kyros nachgeordnet ist, so
dass hier vom Perserkönig Darius die Rede wäre. Wenn eine Rückkehr in Jes
40,10-11 im Blick ist, dann muss man diesen Abschnitt mindestens in die
Zeit des Darius datieren. Eine solche Datierung ist aber nicht nötig, wenn es
hier gar nicht um die Rückkehr der babylonischen Gola geht.
67
Gegen HUNZIKER-RODEWALD, Hirt, 138, die dadurch noch das Thema
der Entschädigung Jerusalems in Jes 40,10-11 einführen kann.