Corinna Körting, «Sach 5,5-11 – Die Unrechtmäßigkeit wird an ihren Ort verwiesen», Vol. 87 (2006) 477-492
The article discusses two issues related to the seventh vision of Zechariah. First,
it deals with the question of how a secondary revision of the text — or, more
precisely, the introduction of the women — changes the entire perspective of the
vision. Secondly, this new perspective is looked upon in its cultic aspects and in
its relation to the eight visions. Viewed this way the vision presents a kind of
fundamental liberation of the land and of its inhabitants, without any comparison
in the Old Testament, inasmuch as guilt and wickedness will be taken back to
their place of origin.
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Frauen, auch die Störche, mit deren Flügeln die Flügel der Misch-
wesen verglichen werden, das Land, das Efa und die Unrechtmäßigkeit
(h[vr) sind Feminina. Aus dieser Perspektive wird deutlich, daß die
µyvn, die Frauen sich ganz im Rahmen des Bildes bewegen. Die
Maskulinformen gelten Sacharja und dem Deuteengel. Die
Mischwesen sind als Frauen folglich auch von den Engeln, die in den
Nachtgesichten erwähnt sind (13), zu unterscheiden (14). Damit ist
jedoch nicht gesagt, daß sie negativ konnotiert sind (15). Sie bewegen
sich in der gleichen Sphäre zwischen “Erde und Himmelâ€, wie der
Engel Jhwhs nach 1 Chr 21,16 oder der entrückte Ezechiel nach Ez
8,3. Dennoch wird in der Forschung häufiger darauf verwiesen, daß
Störche unreine Tiere seien, eine Qualität, die man auf die Frauen
überträgt (16). Doch ihre Aufgabe, die Unrechtmäßigkeit aus dem Land
zu bringen, ist für Israel heilvoll (17) und sie führen sie mit jwr unter den
Flügeln aus (18). Das hebräische Wort für Storch ist hdysj. Der dysh ist
fromm, barmherzig und treu gegenüber Gott (19). Die h[vr, die
Unrechtmäßigkeit, wird durch Frauengestalten mit Flügeln der
(13) vya (Sach 1,8.10; 2,4.5); hwhy Ëšalm (Sach 1,11.12; 3,1.5.6); Ëšalm (Sach
3,3); yb rbdh Ëšalmh (Sach 1,9.13.14; 2,2.7; 4,1.4.5; 5,5.10; 6,4.5). Vgl. K.
SULLIVAN, Wrestling with Angels (AGJU 55; Leiden 2004) 82-83. S.a. E.S.
GERSTENBERGER, “Boten, Engel, Hypostasen. Die Kommunikation Gottes mit
dem Menschenâ€, Gott und Mensch im Dialog, FS O. Kaiser (Hg. M. WITTE)
(BZAW 345; Berlin u.a. 2004) I, 143.
(14) Vgl. JEREMIAS, Nachtgesichte, 199. Anders SALS, Hure Babylon, 191.
Ikonographische Darstellungen lassen nur ein klares Muster für Mischwesen mit
Flügeln erkennen. Sie sind in der Luft beheimatet und benötigen ihre Flügel, um
ihrer Aufgabe in den Lüften nachzukommen (vgl. WIGGERMANN, “Mischwesen
Aâ€, 241). S.a. RIGNELL, Nachtgesichte, 195.
(15) Vgl. u.a. A. KÖHLER, Die Weissagungen Sacharjas erste Hälfte, Cap 1–8
(Erlangen 1861) 177.
(16) Vgl. E. SELLIN, Das Zwölfprophetenbuch (KAT XII; Leipzig/Erlangen
1922) 462; D. RUDMAN, “Zechariah 5 and the Priestly Lawâ€, SJOT 14 (2000) 204-
205.
(17) C. & E. Meyers vergleichen die Aufgabe der geflügelten Frauengestalten
mit der der Schmiede (Haggai, 313; s.a. J.M. VINCENT, “L’apport de la recherche
historique et ses limites pour la compréhension des visions nocturnes de
Zacharieâ€, Bib 87 (2006) 23).
(18) Im Kontext vgl. Sach 6,5.8. Anders wiederum in den Epexegesen, so Sach
2,10.
(19) Vgl. Jer 8,7. UEHLINGER, “Die Frau im Efaâ€, 97; K. MARTI, Das
Dodekapropheton (KHC XIII; Tübingen 1904), 417; R. MASON, The Books of
Haggai, Zechariah and Maleachi (Cambridge Bible Commentary; Cambridge
u.a. 1977) 58; BEHRENS, Visionsschilderungen, 286.