Corinna Körting, «Sach 5,5-11 – Die Unrechtmäßigkeit wird an ihren Ort verwiesen», Vol. 87 (2006) 477-492
The article discusses two issues related to the seventh vision of Zechariah. First,
it deals with the question of how a secondary revision of the text — or, more
precisely, the introduction of the women — changes the entire perspective of the
vision. Secondly, this new perspective is looked upon in its cultic aspects and in
its relation to the eight visions. Viewed this way the vision presents a kind of
fundamental liberation of the land and of its inhabitants, without any comparison
in the Old Testament, inasmuch as guilt and wickedness will be taken back to
their place of origin.
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ist jedoch nicht allein an Babel ausgerichtet, sondern stellt eine
allgemeine Warnung gegen die Völker dar, Juda nie wieder Gewalt
anzutun (46). Für das Nachtgesicht vom Efa heißt dies, daß die in den
Visionen hergestellten Bezüge zu Babylon und zum Land des Nordens
keinen Anlaß dazu geben, Sinear mit Babylon gleichzusetzen.
Das Nachtgesicht von den Wagen und Pferden weist verschiedene
Besonderheiten auf, die man häufig durch umfangreiche Eingriffe in
den Text zu lösen versuchte. Dazu gehört auch, daß vier Wagen mit
Pferden genannt werden, aber nur drei Farben für die Pferde, die
ausziehen. Das rote fehlt. Bei den erwähnten Himmelsrichtungen
handelt es sich um Nord und Süd. Der Westen ist bestenfalls
angedeutet (47). Der Osten nicht genannt. Nun ist dieses Nachtgesicht
sicherlich vor der Efavision in den Zyklus aufgenommen worden.
Dennoch läßt eines aufmerken: Sinear liegt im Osten (Gen 11,2) und
der Osten wird von den Pferden ausgespart. Wenn sich diese
Leserichtung für die Wagen- und Pferdevision also auch erst nach der
Zusammenstellung der Nachtgesichte zu einem Siebenerzyklus ergibt,
so mag man dies dennoch als einen weiteren Hinweis dafür verstehen,
daß Sinear und Babylon, das Land des Nordens, zunächst einmal zu
unterscheiden sind.
Daß Babel schließlich doch zum Synonym für Widergöttlichkeit
und Boshaftigkeit wurde, ist auch in Gen 11,9 angelegt. Das siebte
Nachtgesicht Sacharjas hat viel dazu beigetragen. Personifikation von
Stadt, d.h. die Vorstellung von einer Stadt als Frau, wie sie u.a. in Jes
47 mit Bezug auf Babel genutzt wird (48), und die Personifikation der
Unrechtmäßigkeit als Frau in Sach 5,5-11 werden zusammengeführt
zu einer Vorstellung von Babylon, die in der Hure Babel der
Johannesapokalyse ihren Höhepunkt erreicht (49).
Daß die Deutung auf Babylon als Land der Unrechtmäßigkeit
jedoch nicht zwingend ist, zeigt schließlich die eng mit Sach 1–8
(46) Die Hörnervision ist Teil der Neuordnung der Welt, einschließlich
Babylons, als Garantie für den Wiederaufbau Jerusalems (vgl. auch JEREMIAS,
Nachtgesichte, 23).
(47) Im MT heißt es: “und die weißen folgten ihnen nachâ€; W. Rudolph
bezieht “nach hinter sich†auf den Westen (Haggai, 123). S.a. SEYBOLD, Bilder,
29. Nimmt man an, daß aber nur zwei Himmelrichtungen genannt werden, so
ergibt sich folgende Reihung im Hinblick auf die Zählung: Es gibt vier Wagen
(vv. 2-3.), drei Pferdefarben (v. 6), zwei Himmelsrichtungen (v. 6) und schließlich
einmal den Norden (v. 8), auf den alles in diesem Nachtgesicht zuläuft.
(48) Vgl. auch Jer 50 und 51 (lbb tb in 50,42 und 51,33); sowie Ps 137,8.
(49) Vgl. dazu auch KRATZ, “Serubbabel und Joschuaâ€, 34-35.