Corinna Körting, «Sach 5,5-11 – Die Unrechtmäßigkeit wird an ihren Ort verwiesen», Vol. 87 (2006) 477-492
The article discusses two issues related to the seventh vision of Zechariah. First,
it deals with the question of how a secondary revision of the text — or, more
precisely, the introduction of the women — changes the entire perspective of the
vision. Secondly, this new perspective is looked upon in its cultic aspects and in
its relation to the eight visions. Viewed this way the vision presents a kind of
fundamental liberation of the land and of its inhabitants, without any comparison
in the Old Testament, inasmuch as guilt and wickedness will be taken back to
their place of origin.
484 Corinna Körting
bietet nun die siebte Vision den übergeordneten Rahmen für die sechste;
denn “ihre Schuld im ganzen Land†soll entfernt werden.
Nicht nur die Deutung des Efa ändert sich mit der Zufügung. Es
bekommt auch eine andere Funktion. Das Efa wird vom Bild der
Unrechtmäßigkeit zum Behältnis für die Unrechtmäßigkeit, dargestellt
in der Figur der Frau. Die Gefährlichkeit des Inhalts des Efa wird
durch eine Besonderheit dieses Nachtgesichts vermittelt. Der
Deuteengel greift in das Visionsgeschehen ein. Ohne daß von einer
Bewegung der Frau die Rede gewesen wäre, heißt es, daß der
Deuteengel sie mitten ins Efa stößt und dieses mit einem Bleideckel
verschließt. Der Deckel, nun ein Stein von Blei, wird zu einem
unüberwindlichen Hindernis (27).
Daß die Unrechtmäßigkeit personifiziert und in der Gestalt einer
Frau dargestellt wird, hat ein ganzes Spektrum verschiedener
Deutungen hervorgerufen, von der Annahme, daß hier ein direkter
Rückgriff auf den Sündenfall und die Schuld der Frau als
Verführerin (28), verbunden mit Spekulationen über ihre Schönheit (29),
vorliege bis dahin, daß eine oder die Göttin (30) außer Landes gebracht
werden soll. Alternativ dazu steht die Deutung der Frau als
Personifikation von Schuld, als Darstellung einer abstrakten Größe,
wie u.a. auch die Weisheit als Frau vorgestellt werden kann (31). Nach
(27) Zu Gefäßen mit Bleideckel in kathartischen Ritualen vgl. V. HAAS, “Ein
hurritischer Blutritus und die Deponierung der Ritualrückstände nach hethitischen
Quellenâ€, Religionsgeschichtliche Beziehungen zwischen Kleinasien, Nordsyrien
und dem Alten Testament (Hg. B. JANOWSKI) (OBO 129; Freiburg – Göttingen
1993) 79, 82-83.
(28) Vgl. RUDOLPH, Haggai, 120; ELLIGER, Die Propheten, 112.
(29) Vgl. M. HALLER, Das Judentum (Göttingen 21925) 104; K. Koch
hingegen nennt sie “ein häßlich Weib†(Die Profeten II. Babylonisch-perische
Zeit [Stuttgart u.a. 1980] 172).
(30) Nach Uehlinger als Figurine (“Die Frau im Efaâ€, 94-95; vgl. auch
OLLENBURGER, Zechariah, 777-778; M.J. BODA, “Terrifying the Horns: Persia and
Babylon in Zechariah 1:7-6:15â€, CBQ 67 [2005] 27-28). S.a. MEYERS – MEYERS,
Haggai, 297. Nach B.C. Ollenburger die Himmelskönigin des Jeremia
(Zechariah, 779). F.-J. Stendebach erkennt sie, ähnlich C. UEHLINGER, Figurative
Policy, Propaganda und Prophetie. Congress Volume Cambridge 1995 (Hg. J.A.
EMERTON) (VT.S 66; Leiden 1997) 345, als Ischtar von Babel (Prophetie, 36).
Vgl. dazu auch die Parallelen zwischen Sach 5,9 und Ez 8,3.
(31) Vgl. GESE, “Anfang und Ende der Apokalyptik, dargestellt am
Sacharjabuchâ€, 213; ROST, “Erwägungen zu Sacharjas 7. Nachtgesichtâ€, 227; E.
ACHTEMEIER, Nahum-Maleachi (Interpretation; Atlanta, GA 1986) 128; H.
DELKURT, Sacharjas Nachtgesichte. Zur Aufnahme und Abwandlung prophe-
tischer Tradition (BZAW 302; Berlin u.a. 2000) 269-270.