Bernd Kollmann, «Philippus der Evangelist und die Anfänge der Heidenmission», Vol. 81 (2000) 551-565
The programmatic transition to foreign missionary activity took place in Syrian Antioch under the auspices of some of the Hellenists who had been exiled there after Stephen’s martyrdom. Independently of this, Philip ‘the Evangelist’, too, due to his missionary activity in Samaria and in the Palestinian coastal areas, had deliberately crossed the confines of God’s people, Israel. He systematically entered those regions of Palestine which had been significantly hellenized and where the non-Jewish element of the population was predominant. In so far as the sources allow one to make a judgment, our conclusion is that in Philip we have the first significant foreign missionary.
II
Nachdem Philippus um 32 n. Chr.11 infolge des Stephanusmartyriums Jerusalem hatte verlassen müssen, haben sich seine Aktivitäten zunächst auf Samarien gerichtet (Apg 8,4-25). Dies ist deshalb bemerkenswert, weil Mt 10,5b-6 ein ausdrückliches Verbot an die zu Verkündigung und Heilung ausgesandten Jünger enthält, sich Heiden zuzuwenden oder eine Stadt der Samaritaner aufzusuchen. In diesem sekundär in die Aussendungsrede integrierten Logion meldet sich, vielleicht sogar erst als Reaktion auf die Aktivitäten des Philippus12, ein judenchristlicher Heilspartikularismus zu Wort, der die Kirche als innerjüdische, allein an die "verlorenen Schafe Israels" gerichtete eschatologische Sammlungsbewegung begreift13. Vorausgesetzt ist dabei eine Ausgrenzung der Bewohner Samarias aus dem Judentum.
Die Eroberung des Nordreiches durch die Assyrer 722 v. Chr. hatte eine Deportation der jüdischen Oberschicht und eine Neuansiedlung von Kolonisten aus dem Zweistromland zur Folge gehabt (2 Kön 17). Man unterscheidet auf diesem Hintergrund zwischen Samariern als den überwiegend heidnischen Bewohnern des politischen Distriktes Samaria und Samaritanern als den Anhängern des JHWH-Kultes auf dem Garizim14. Mit dem in hellenistischer Zeit endgültig vollzogenen samaritanischen Schisma15 nahmen auf jüdischer Seite die ohnehin beträchtlichen Vorbehalte gegenüber der im Zentrum des ehemaligen Nordreiches ansässigen Bevölkerung zu. Unter Johannes Hyrkan kam es zur Verwüstung des Heiligtums auf dem Garizim und zur Zerstörung der Stadt Samaria16. Umgekehrt schändeten unter der Statthalterschaft des Coponius (6-9 n. Chr.) Samaritaner während des Passahfestes den Jerusalemer Tempel, indem sie dort Leichenteile verstreuten (Josephus, Ant. 18.30). Wenige Jahre nach der Samariamission des Philippus löste unter Cumanus (48-52 n. Chr.) die Ermordung eines galiläischen Festpilgers nahe der samarischen Ortschaft Gema einen jüdischen Rachefeldzug im südlichen Samarien aus (Josephus, Bell. iud. 2.232-240). Eine Zugehörigkeit der Samaritaner zum Gottesvolk Israel wird grundsätzlich verneint, sie gelten als Apostaten vom Judentum (Josephus, Ant. 11.340). Trotz vereinzelter Gegenstimmen ist im antiken Judentum deutlich die Tendenz erkennbar, Samaritanern eine zwischen Juden und Heiden angesiedelte Mittelstellung zuzuweisen oder sie gar grundsätzlich mit Heiden auf eine Stufe zu stellen17. Während in Teilbereichen