Bernd Kollmann, «Philippus der Evangelist und die Anfänge der Heidenmission», Vol. 81 (2000) 551-565
The programmatic transition to foreign missionary activity took place in Syrian Antioch under the auspices of some of the Hellenists who had been exiled there after Stephen’s martyrdom. Independently of this, Philip ‘the Evangelist’, too, due to his missionary activity in Samaria and in the Palestinian coastal areas, had deliberately crossed the confines of God’s people, Israel. He systematically entered those regions of Palestine which had been significantly hellenized and where the non-Jewish element of the population was predominant. In so far as the sources allow one to make a judgment, our conclusion is that in Philip we have the first significant foreign missionary.
Gegenstimmen7 nicht aus der hochgradig von Lukas verantworteten Stephanusrede, die keine Gesetzeskritik enthält und von der Mosetora mit Hochachtung als lebendigen Worten spricht (Apg 7,38), sondern aus Apg 6,11-14 zu erheben sein. Unter dieser Prämisse war die Haltung jener Hellenisten um Stephanus in Kontinuität zu zentralen Inhalten der Verkündigung Jesu8 durch eine Infragestellung einzelner Lehrsätze der Mosetora (Apg 6,11) und eine Kritik am Tempelkult (6,13-14) gekennzeichnet. Offenkundig haben die Hellenisten der Urgemeinde Teilen des jüdischen Ritualgesetzes eine untergeordnete Bedeutung beigemessen und vielleicht bereits im Horizont einer Deutung des Todes Jesu als Sühnopfer (vgl. Röm 3,25) die Funktion des Tempels als Ort der Sühne relativiert9. Damit zogen sie sich die zum Martyrium des Stephanus und zur Vertreibung seiner Anhänger führende Feindschaft anderer Hellenisten, nämlich solcher griechischsprachigen Diasporajuden zu, die nicht zuletzt um der Tora und des Tempels willen aus der Fremde nach Jerusalem zurückgekehrt waren (vgl. Apg 9,29).
Wenn Philippus in der Siebenerliste Apg 6,5 unmittelbar hinter Stephanus rangiert, war er offenkundig bereits in Jerusalem die zweitwichtigste Figur des Stephanuskreises und wird wie Stephanus selber eine zumindest ansatzweise kritische Haltung gegenüber dem Gesetz eingenommen haben. Zudem ist Philippus das einzige Glied des Stephanuskreises, über dessen missionarische Aktivitäten konkrete Einzeltraditionen vorliegen. Die überlieferten Erzählungen von der Samariamission des Philippus (Apg 8,4-25) und von der Bekehrung eines äthiopischen Kämmerers (8,26-40) dürften einem umfangreicheren Zyklus von Philippusgeschichten entnommen worden sein10.