Bernd Kollmann, «Philippus der Evangelist und die Anfänge der Heidenmission», Vol. 81 (2000) 551-565
The programmatic transition to foreign missionary activity took place in Syrian Antioch under the auspices of some of the Hellenists who had been exiled there after Stephen’s martyrdom. Independently of this, Philip ‘the Evangelist’, too, due to his missionary activity in Samaria and in the Palestinian coastal areas, had deliberately crossed the confines of God’s people, Israel. He systematically entered those regions of Palestine which had been significantly hellenized and where the non-Jewish element of the population was predominant. In so far as the sources allow one to make a judgment, our conclusion is that in Philip we have the first significant foreign missionary.
die Taufe dann aller Wahrscheinlichkeit nach als Untertauchtaufe vollzogen wird. Wenn für die Philippustaufe wiederum keine Geistverleihung erwähnt wird, was einige Handschriften als anstößig empfanden40, handelt es sich wie schon in Apg 8,16 um ein lukanisches Konstrukt. Für Philippus, der von der Tradition deutlich als charismatischer Pneumatiker gezeichnet wird (Apg 8,29.39; vgl. 8,6-7), ist im Gegenteil von einer besonderen Hochschätzung der mit der Taufe verbundenen Geistesgaben auszugehen.
Im Erzählduktus der Apostelgeschichte bringt die Taufe des Äthiopiers gegenüber der Evangeliumsverkündigung in Samaria einen weiteren gewichtigen Fortschritt auf dem Weg zur Heidenmission, "sie bedeutet Expansion des Evangeliums über alle vorher erreichten Stadien hinaus, ohne jedoch unsachgemäß der Heidenmission vorzugreifen"41. In Wirklichkeit ist die Bekehrung des äthiopischen Kämmerers, sofern Lukas das Geschehen von Apg 8,26-40 chronologisch richtig eingeordnet hat42, der erste bekannte Fall dafür, daß ein Heide getauft wurde, der nicht zuvor Proselyt geworden war. Dabei ist für Philippus, indem er den verschnittenen Äthiopier durch die Taufe zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinde Gottes macht, ein Bruch mit der Gesetzesvorschrift von Dtn 23,2 zu veranschlagen. Im Lichte von Jes 56,3-5 erscheint dies als Erfüllung prophetischer Endzeitverheißungen. Zugleich verwirklicht sich die Weissagung von Ps 68,32 "Äthiopien wird seine Hände ausstrecken zu Gott". Darüber hinaus kann die vergleichsweise positive Beurteilung des Eunuchentums in Sap 3,14 und Mt 19,12 bei der Integration des äthiopischen Kämmerers in die christliche Heilsgemeinde mitgewirkt haben.
Im Anschluß an die Episode mit dem äthiopischen Kämmerer ist von einer geistgewirkten Entrückung die Rede, als deren Folge sich der zwischen Jerusalem und Gaza missionierende Philippus plötzlich in Azot, der alten Philisterstadt Asdod, wiederfindet (Apg 8,39-40a). Trotz sprachlicher Anklänge an die freilich spurlose Entrückung Elias (2 Kön 2,16-17) sind die durch den Geist gewirkten Ortsveränderungen Ezechiels die unmittelbarsten Parallelen (Ez 3,12-14; 8,1-3; 11,24). Mit a(rpa/zein wird aber in Apg 8,39 ein in der alttestamentlichen Entrückungsüberlieferung nicht belegtes Wort gewählt, das als alter griechischer Entrückungsterminus für innerweltliche wie jenseitige Entrückungen vielfach begegnet und dabei vor allem das Plötzliche und Unerwartete des Entrückungsgeschehens zum Ausdruck bringt43. Gleichzeitig ruft die wunderbare Ortsveränderung des Philippus die simultanen Erscheinungen hellenistischer Theioi Andres an verschiedenen Orten wach. Allem voran ist hier die weitverbreitete Pythagorastradition zu nennen, derzufolge Pythagoras am selben Tag in Croton und Metapontion