Bernd Kollmann, «Philippus der Evangelist und die Anfänge der Heidenmission», Vol. 81 (2000) 551-565
The programmatic transition to foreign missionary activity took place in Syrian Antioch under the auspices of some of the Hellenists who had been exiled there after Stephen’s martyrdom. Independently of this, Philip ‘the Evangelist’, too, due to his missionary activity in Samaria and in the Palestinian coastal areas, had deliberately crossed the confines of God’s people, Israel. He systematically entered those regions of Palestine which had been significantly hellenized and where the non-Jewish element of the population was predominant. In so far as the sources allow one to make a judgment, our conclusion is that in Philip we have the first significant foreign missionary.
Die Entstehung genuinen Christentums als einer vom Judentum unterscheidbaren Größe und die beginnende Verselbständigung der christlichen Kirche gegenüber der Synagoge sind untrennbar mit dem planmäßigen Übergang zur beschneidungsfreien Heidenmission und einem allmählichen heidenchristlichen Übergewicht in den Gemeinden verbunden. Der entscheidende Durchbruch in diese Richtung erfolgte im syrischen Antiochia, das cum grano salis als Wiege des Christentums gelten kann. Ein Teil der dorthin versprengten Stephanusanhänger sah den Verkündigungsauftrag nicht auf Juden beschränkt, sondern war in der drittgrößten Stadt des Imperium Romanum programmatisch zur Heidenmission übergegangen (Apg 11,19-20) und hatte für die zum Kyrios Jesus bekehrten Heiden neben der Beschneidung1 wohl auch schon die Speisegebote (vgl. Gal 2,11-14) außer Kraft gesetzt. Als Folge dieser Geschehnisse gewann die Kirche als eigenständige Größe neben der Synagoge Gestalt, und es kam der Name "Christen" auf (Apg 11,26)2.
Diese einschneidenden Entwicklungen in Antiochia sind nicht urplötzlich vom Himmel gefallen, sondern waren die Folge einer zunehmenden Öffnung der im Namen Jesu versammelten Gemeinde gegenüber den Heiden. Lukas als Verfasser der Apostelgeschichte sieht in Petrus diejenige Gestalt, die den Durchbruch von Antiochia exemplarisch vorwegnahm, indem er mit Kornelius einen gottesfürchtigen Heiden getauft hatte, ohne ihn zuvor auf die Beschneidung verpflichtet zu haben (Apg 10,1-48). Während dies ein zwar bedeutsames, aber für die Missionspraxis des Petrus wohl zunächst singuläres Ereignis darstellt, sind für den Evangelisten Philippus umfangreiche missionarische Aktivitäten in Samaria und im palästinischen Küstengebiet bezeugt, welche den antiochenischen Durchbruch zur planmäßigen Heidenmission maßgeblich mit auf den Weg brachten oder ihn zumindest