Nils Neumann, «Bewegungen im Dreieck: Heil als Begegnung im erzählten Raum des lukanischen Sonderguts.», Vol. 97 (2016) 375-394
The Lukan Sondergut develops its soteriology by narrating encounters inside a triangular spatial structure. Several important pericopae make use of a recurring scheme: salvation takes place in the encounter between the sinner and Jesus/God. The Pharisees who distance themselves therefrom are called upon to learn a lesson from the sinners and to share in the joy that results from the return of the lost one.
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nis ab (15,18-19.21: h[marton) 43. indem dieser ihn dann jedoch wider
Erwarten in das haus aufnimmt und ihn mit Kleidern und ring versieht
(V. 22), dokumentiert er, dass die Vater-Sohn-beziehung fortan nicht
mehr blockiert bleiben soll 44. Ähnlich pointiert wie die begegnung
zwischen Jesus und der Sünderin endet dann auch dieses Gleichnis.
Der Vater deutet das, was geschehen ist, gleich zweimal mit der Aus-
sage, dass derjenige, der tot war, lebendig und derjenige, der verloren
war, wiedergefunden wurde (VV. 24.32). im Gesamtkontext von Lukas
15 bezieht diese Aussage sich auf die zöllner und Sünder (V. 1), die
sich Jesus annähern (evggi,zontej).
Die Episode vom zurückkehrenden Aussätzigen endet mit dem
gleichen Schlusssatz wie die behandelte Szene aus Lukas 7: Auch hier
sagt Jesus h` pi,stij sou se,swke,n se (17,19) 45. zuvor hatten alle zehn
Aussätzigen ihre bitte um Erbarmen (17,13: evle,hson) an Jesus gerich-
tet; allerdings fehlt hier eine explizite bezugnahme auf die Sünde. Ein
hinweis darauf, dass die Krankheit als eine durch Sünde verursachte
begriffen werden soll, findet sich nicht. Vielmehr impliziert die Aus-
sage am Ende der Szene, dass das zuvor geschilderte Verhalten —
rückkehr, Lob und Dank — des Mannes pi,stij genannt werden kann 46.
Dafür ist die thematik der Sünde im Gleichnis vom Pharisäer und
vom zöllner wiederum besonders präsent. Sie begegnet explizit sowohl
in der rede des Pharisäers, der eine reihe von Personen auflistet, deren
Lebensführung seiner Ansicht nach verwerflich ist (V. 11), als auch im
Gebet des zöllners (V. 13: o` qeo,j, i`lasthti, moi tw/| a`martwlw/|). Der
Präsenz der reflexion über die Sünde entspricht es, dass Jesus dem de-
mütigen zöllner im Anschluss dessen rechtfertigung (V. 14: dedi-
kaiwme,noj) attestiert. Mit den rahmenden Versen am Anfang und Ende
des textabschnitts bezieht der lukanische Jesus die gewährte bzw. aus-
bleibende rechtfertigung auf die Selbst-Erniedrigung bzw. -Erhöhung
der ungleichen zwillinge (vgl. VV. 9.14) 47.
43
Vgl. dazu auch LANDMESSEr, „rückkehr“, 250.
44
Möglicherweise illustriert die Gabe gerade der drei Objekte Gewand, ring
und Schuhe, dass der Vater den zurückgekehrten wieder neu in den Stand des
Sohnes einsetzt. So EcKEY, Lukasevangelium ii, 690; KLEiN, Lukasevangelium,
527-528; vorsichtiger bOVON, Evangelium iii, 49-50.
45
Ferner kommt die Wendung im dritten Evangelium noch in Lk 8,48; 18,42
vor. Vgl. GAiSEr, „Faith“, 297.
46
Vgl. EcKEY, Lukasevangelium ii, 738. Allerdings versteht KLEiN, Lukas-
evangelium, 563 die bemerkung Jesu über den Glauben des Geheilten allein als
reflex auf dessen Gotteslob.
47
zu diesem zusammenhang vgl. auch F. SchNiDEr, „Ausschließen und aus-