Wilfried Warning, «Terminologische Verknüpfungen und Genesis 12,1-3», Vol. 81 (2000) 386-390
Technical word combinations based on the terms `Abram', `nation', `clan', `to bless', `large' and `to walk' allow one to recognize a close linguistic relationship between the primeval history and the introductory words of the story of the patriarchal narrative.
Zwar bewertet die Pentateuch-Forschung Gen 12,1-3 zumeist als sekundäre Einfügung1, hebt aber gleichzeitig die theologische Bedeutung dieser "Schlüsselstelle für das Verständnis des kanonischen Textes der Genesis"2 immer wieder hervor. Angesichts der theologischen Gewichtung scheint m.E. die Frage, ob und inwieweit Gen 12,1-3 mit der vorangehenden Urgeschichte verbunden ist, als äußerst angebracht. Trotz der von vielen Forschern vertretenen Hypothese, Gen 12,1-3 stehe keinesfalls in Beziehung zur Urgeschichte, soll hier auf der Grundlage der Text-Endgestalt die enge sprachliche Verknüpfung mit der vorangehenden Urgeschichte aufgezeigt werden. Jede Leserin und jeder Leser des uns überkommenen Textes wird wahrscheinlich der Hypothese zustimmen, die Komposition der Text-Endgestalt sei ihrem "Autor" zumindest ein wenig sinnvoll erschienen, wobei der Begriff "Autor" folgendermaßen verstanden wird: Autor(en) der Endgestalt ist/sind jene Person(en), die jene literarische Einheit komponiert hat/haben, die wir als "Urgeschichte", "Vätergeschichte" oder "Genesis" bezeichnen, literarische Größen die in dieser Weise vorher nicht bestanden hat, welche mündliche bzw. verschriftlichte Vorgeschichte ihre einzelnen Teile auch gehabt haben mögen.
Der folgende methodologische Ansatz liegt dieser Arbeit, die auf die Offenlegung sogenannter "terminologischer Verknüpfungen"3 abzielt, zugrunde: Die in Gen 12,1-3 gebrauchten Wörter werden auch im Hinblick auf ihr Vorkommen in Gen 111 tabellarisch erfaßt. Mittels dieser Auflistung läßt sich ihre relative Häufigkeit und strukturale Position erkennen, wobei bedeutsamerweise die siebte (zeitweise auch zwölfte) Belegstelle eine struktural signifikante und theologisch tiefgründige Aussage enthält. Die