Georg Fischer, «Jeremia 52 ein Schlüssel zum Jeremiabuch», Vol. 79 (1998) 333-359
Jer 52 is shown to be the key to the book of Jeremiah in three respects: a) For the investigation of the relationship between the Hebrew and Greek texts of Jer it provides the only independent point of comparison based on its parallel texts, especially 2 Kings 2425. b) For the connections between the dtr literature and Jer, Jer 52 presents the closest link. This chapter makes clear that the editing of Jer even when it goes so far as to recapitulate verbatim as here clearly places it own emphasis. c) For the connections within the book of Jer, ch. 52 represents the longest doublet (with 39,1-10). This doublet together with further links to other texts of Jer permits us to observe the modus operandi and interests of a redaction that stamps the book in a fundamental way.
3. Der Zusammenhang mit Jer 50-51
Die Nahtstelle für die Anfügung von Jer 52 ist der unmittelbar vorausgehende Satz am Ende von 51,64: "bis hierher die Worte Jeremias". Er markiert, nach der Anweisung zur symbolischen Handlung (51,59-64), sowohl den Abschluß für die Fremdvölkersprüche (Jer 4651) als auch für das gesamte Buch bis zu dieser Stelle 69, womit das folgende ausdrücklich als nicht-jeremianische Zufügung ausgegeben wird. Dafür spricht auch, daß weder Jeremia noch Jahwe als Sprecher in Jer 52 auftreten, was sonst im ganzen Buch nur noch für Kap. 41 zutrifft.
Von wem stammt dieser letzte Satz von Jer 51,64? Anzunehmen, dies sei der ursprüngliche Schluß des Jer-Buches gewesen, ergäbe ein unter allen prophetischen Büchern eigenartiges, einmaliges und überflüssiges Schlußsignal. Dieser Satz klingt eher nach einer Redaktion, die damit das sich Anschließende aufgrund seines anderen Charakters abgrenzen will vom Vorausgehenden, völlig zurecht angesichts der Übernahme von Jer 52 aus dtrG. Weil aber dabei das Ende des ganzen Buches im Blick ist, dürfte es sich wohl um eine (oder die) 70 Endredaktion von Jer handeln, die für beides, 51,64 und Kap. 52, verantwortlich ist. Gleichzeitig bestehen, wie oben bei 2. gesehen, signifikante Verbindungen von Jer 52 mit dem Rest des Buches. Diese gehören allesamt nicht zum Eigengut von Jer 52, sondern sind schon in seiner Vorlage in 2 Kön zu finden. Damit legt sich als weiterer Schluß nahe, diese Redaktion habe mit Blick auf die Aufnahme von 2 Kön 2425 ans Ende des Buches von Beginn an weite Teile von Jer verantwortlich mitgeprägt.
Es bleibt noch das Rätsel, daß bei den Sprüchen gegen Babel in Jer 5051 Gott an diesem Volk Vergeltung übt für etwas, was sie nach der Abfolge des Buches noch gar nicht getan haben. Zweimal wird "die Vergeltung für seinen Tempel" als Grund für das Gericht an Babel genannt (50,28; 51,11). Logisch setzt Jer 5051 also die Ereignisse von 52 als faktisch bereits geschehen voraus; rechnet man mit der Übernahme dieses Textes aus dtrG durch eine Schlußredaktion, die von Jer 1 weg schon dieses Ende anzielt, ist eine solche literarische Vorwegnahme zu erklären.