David Volgger, «Die Adressaten des Weisheitsbuches», Vol. 82 (2001) 153-177
This article examines the positions of scholars with regard to the addressees of the Book of Wisdom. It turns out that, generally speaking, neither ‘Pagans’ nor ‘Jews’ are the recipients of the Book of Wisdom. If Wisdom cannot be considered primarily a political work, the Book’s instruction to its addressees, ‘Kings and Rulers’, seems rather to point to a literary model in ancient Jewish texts from the 1st century B.C. to the 1st century A.D. Our knowledge of the primary recipients of the writings of Philo of Alexandria and Flavius Josephus confirms this. The themes of ‘conversion’ and ‘changing one’s approach’ give these texts, especially the Book of Wisdom, a very particular orientation. Appropriate addressees are above all pagans who are well-off and culturally involved, and who show an interest in Jewish traditions.
Ein Szenario, in dem sich ein jüdischer Herrscher an verantwortliche griechische oder römische Herrscher wendet, ist durchaus vorstellbar. Die Makkabäerbücher wissen von Gesandtschaften ‘makkabäischer’ Herrscher an Seleukiden (vgl. z. B. 1 Makk 10,3.17-20.25-45) oder nach Sparta (12,5-23) bzw. Rom (1 Makk 8,17-32; 12,1-4; 15,15-24). Auch Philo von Alexandria nahm an einer Gesandtschaft der jüdischen Gemeinde in Alexandria nach Rom teil. Im Anschluß an die Ausschreitungen und Verfolgungen des jüdischen Bevölkerungsanteils in Alexandria 39/40 n. Chr. sucht das jüdische Politeuma direkt beim römischen Kaiser Schutz. In der Schrift Legatio ad Gaium reflektiert Philo von Alexandrien noch einmal über dieses historische Unternehmen, dem im großen und ganzen kaum Erfolg beschieden war. Die Problemlösung mußte — abgesehen von einigen Versetzungen hoher römischer Beamter — an Ort und Stelle erfolgen. Und wohl alle Bewohner von Alexandrien hatten daran Interesse, dass eine schnelle Beilegung des Konflikts zustande kam. Von daher sind weder die Bücher 1-2 Makk noch die Legatio ad Gaium direkt an den fremden König gerichtet. Dennoch fungiert der Kommunikationsvorgang einer Gesandtschaft, von König zu König, zumindest teilweise als Hintergrund der Darstellung dieser Werke. Dies gilt ausdrücklich für das Buch der Weish. Dort steht jedoch nicht ein politischer Konflikt im Vordergrund, sondern eine philosophisch geprägte Botschaft. Dass diese auch in den unmittelbaren Wirkkreis der Könige gestellt wird, dürfte damit zusammenhängen, dass Könige und Herrscher auch als Förderer der Kultur galten. Die auf Initiative des Ptolemaios I. hin gegründete Museionsbibliothek in Alexandria ist dafür ein Beispiel. Im Umkreis des Königspalastes wurden kulturelle Traditionen gepflegt. Dass der ideale König zugleich ein Philosoph sein soll, ist ein Ideal, das schon Plato in seinem Werk hervorgehoben hat33. So verwundert es nicht, dass König Agrippa in der Legatio ad Gaium in einem Brief dem Kaiser Caligula v. a. dessen Urgroßvater Augustus als Ideal vor Augen hält34. Augustus hätte nämlich keine oberflächliche Berührung mit der