Christoph Schroeder, «Psalm 3 und das Traumorakel des von Feinden bedrängten Beters», Vol. 81 (2000) 243-251
Psalm 3 is not a morning hymn, but rather a prayer that was spoken by someone praying at night. It was through an oracle heard during a dream that the person who was in prayer and awakened from his sleep experienced YHWHs assistance. When awake the person calls upon Yhwh to allow that which he experienced in his dream to become a reality now (v. 8). Thus, there is no need to assume that the priests spoke an oracle of salvation to the petitioner between verses vv. 8aa-8ab (against Begrich and Beyerlin). The change of mood in the person who is praying does not occur between verses 8aa-8ab but rather takes place before the psalm itself and is based on the experience described in v. 6. Psalm 3 is not an example of incubation rite in the temple, but serves as a witness to the fact that YHWH could represent himself as saviour in various situations to a person asleep hard pressed by the enemy.
Nacht erwachen läßt (Gen 28,10-22). Nach der Traumvision der Himmelsleiter, in der Gott die Verheißung von Land und Nachkommenschaft erneuert, "erwachte Jakob von seinem Schlaf und sprach: Fürwahr, JHWH ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht. Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels" (VV. 16-17). Dann geht die Erzählung so weiter: "Am anderen Morgen aber in der Frühe nahm Jakob den Stein..." (V. 18a). Die abgesetzte Zeitangabe "am anderen Morgen aber in der Frühe" zeigt, dass Jakobs Erwachen mitten in der Nacht, aufgrund des Traumes geschehen war.
Auch die Träume des Pharao in der Josephsgeschichte zeigen ganz deutlich, dass der Inhalt des Traumes den Schlafenden mitten in der Nacht erwachen läßt. Auf den Traum von den sieben mageren Kühen hin "erwachte der Pharao. Dann schlief er wieder ein und träumte abermals" (Gen 41,5), jetzt von den sieben Ähren. Danach "erwachte der Pharao, und siehe, es war ein Traum. Am Morgen aber wurde sein Geist unruhig" (Gen 41,7-8). Auch an diesen Stellen reißt der Inhalt des Traums den Träumenden aus dem Schlaf, und zwar deshalb, weil für den Träumenden das Bild des Traumes nicht von der Wirklichkeit zu unterscheiden ist13.
Ich möchte diese Deutung von V. 6 und der Wendung hwhy yk ytwcyqh ynkmsy, deren Formulierung auf das durch den Inhalt des Traumes in der Nacht ausgelöste Erwachen hindeutet, durch eine m.E. überzeugende Parallele erhärten. Der von James A. Sanders als Nr. III bezeichnete Ps auf der Psalmenrolle in Qumran (11QPsª xxiv 3-17) entspricht dem dritten der fünf syrisch überlieferten apokryphen Psalmen14. Er ist ein Danklied, das das vom Beter in seiner Not gesprochene Klagegebet in seiner ganzen Länge zitiert und mit dem Bericht über die erfahrene Errettung schließt. Nach Sanders Urteil ist der Psalm biblisch, also in Qumran nur tradiert worden, und ebenso alt wie z.B. Ps 22, der in ähnlicher Weise das in der Not gesprochene Klagegebet in das Danklied aufnimmt. Die Parallele zu Ps 3,6 findet sich in VV. 15-1915, dem Dankliedteil des Psalms aus Qumran, dem Bericht über JHWHs Rettung aus der Not. Dort heißt es in VV. 17-18 (syr. ZZ. 27-31)16.